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Mineralien, Fossilien und Gesteine

Der Frankenwald

„die grüne Krone Bayerns“

„Zweimal im Jahre erstrahlen solche Frankenwaldkleinodien in ihrem vollem Glanze, im Mai und im Winter. Da sind sie am schönsten, wenn alles lacht von Blüten und Leben oder wenn das weiße Leichentuch die weiten Gründe überdeckt und die Tannen und Fichten ihre blitzblanken Pelzgarnituren umgehängt haben, daß alles im Sonnenschein erglänzt wie von tausend Demanten besät.“(EBER.1914)

Naturraum

Dieser Mittlerer Teil des Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirges im „Fränkischen Steinreich“ mit fließenden Übergängen zum Thüringischen Schiefergebirge wird vom Obermainisches Hügelland (Stadtsteinach im S und der Fränkischen Linie), vom Fichtelgebirge (und der Münchberger Hochfläche im SE) und dem Bayerischen Vogtland (im E) begrenzt.

Die „Schiefe Ebene“ - 1948 ein Wunderwerk der Technik und die erste Eisenbahn-Steilbahn der Welt - verbindet diese naturräumlichen Einheiten. Als Frankenwald im engeren Sinne wird das Gebiet W der Selbitz betrachtet und im W begrenzt von der bruchlosen Verbiegung der Gesteinsschichten mit dem Gebirgskamm der „Steinacher Flexur“ (SE -Mengersgereuth-Hämmern-Steinach-Spechtsbrunn-Gräfenthal).

Die Entwässerung erfolgt fast ausschließlich zum Main (Main SW/Rodach/Haßlach/Schorgast/Untere Steinach). In die Sächsische Saale im NE münden die Selbitz und der Loquitzbach.

„Im Frankenwald gibt es keine Berge - da gibt es Täler“

Das Land der Hochflächen, bewaldeten Hängen und tief eingeschnittenen Wiesentälern (Steinachklamm/Höllental/Steinachtal/Schorgasttal/Loquitztal/Kremnitztal) war seit jeher ein ziemlich raues Land. Der Döbraberg, mit 794,6 m ü. NHN, ist die höchste Erhebung.

(Naturräumliche, geographische und geologische Zuordnung zum Frankenwald und Bayerischem Vogtland weichen erheblich voneinander ab! Heute wird die Grenze mitten in die Stadt Hof verlegt. Nach der naturräumlichen Gliederung der Karte des lfu gehört z.Bsp. Joditz noch zum Vogtland. Geologisch und nach eigener Darstellung jedoch zum Frankenwald. Gem. dem geologischen Landesamt zum Vogtland:In einem schmalen Streifen, der über ca. 30 km von Rehau über Hof bis Lichtenberg reicht, erstreckt sich der südwestlichste Teil des Vogtlandes, das Mittelvogtländische Kuppenland (411) und das Obere Vogtland (412) noch nach Oberfranken hinein.“. Gem. tw. Geotopkartierungen auch wieder nicht!).

„… die Saale, gleich mir am Fichtelgebirge entsprungen, war mir bis dahin nachgelaufen, so wie sie, als ich später in Hof wohnte, vorher vor dieser Stadt unterwegs vorbeiging. Der Fluß ist das Schönste, wenigstens das Längste von Joditz, und läuft um dasselbe an einer Berghöhe vorüber, das Örtchen selber aber durchschneidet ein kleiner Bach mit seinem Stege kreuzweise. 

(Zweite Vorlesung.Selbsterlebensbeschreibung. Jean Paul Richter. 1765-1775).

Im nördlichen Frankenwald ist vor allem Joditz ein Begriff zu mindestens für den Literaturinteressierten: Johann Paul Friedrich Richter - Jean Paul, in Wunsiedel geboren (21.03.1763) lebte hier ab 1765-1776 und danach in Schwarzenbach a.d.Saale.

Joditz - Dorfidyllen


„Liebes Dörflein! Du bleibst mir teuer und wert!

Zwei kleine Schwestern ließ ich in deinem Boden

-Mein zufriedener Vater hat auf ihm

seine schönsten Sonntage gefunden-

Und unter dem Morgenrote meines Lebens

sah ich deine Fluren stehen und glänzen.

Zwar sind deine (mir) bekannten Bewohner,

denen ich danken will,

längst fortgegangen wie mein Vater;

aber ihren unbekannten Kindern und Enkeln

geh´es wohl, wünscht mein Herz,

und jede Schlacht ziehe weit vor ihnen vorbei.“

(JEAN PAUL. Selberlebensbeschreibung).




„Es ist der Geist der Ewigkeit,

der jeden Geist der Zeit richtet und überschaut.

Und was sagt er über die jetzige?

Sehr harte Worte.“

(Hesperus. JEAN PAUL).

Geologie

Von weit her transportierte Sedimente aus den „alten Kontinenten“ (kratonisch) des Gebietes Nord-Gondwanas, sind hier im ehemals vereisten Süden Gondwanas anzutreffen (exotische Gesteine aus S und E), abgelagert in einer Meersessenke. Diese ortsfremden Gesteine in der Umrandung der Münchberger Masse, die nur schwach metamorph verändert sind, werden zur sog. Bayerische Fazies gerechnet, die in unmittelbarer Nähe entstandenen zur Thüringischen Fazies. Mehrere der ältesten Fossilfundorte in ganz Mitteleuropa sind zwischen Presseck und Stadtsteinach beheimatet (über 520 Mio.) und es gibt kaum ein anderes Gebiet, das praktisch im Meterbereich solch eine wechselnde Gesteinvielfalt zeigt. Allein in einem der schönsten Wiesentäler Nordostbayerns, dem Steinachtal, kann man auf 18 km über 40 verschiedene Gesteine bestaunen (!) und vieles ist noch nicht einmal bekannt. In ganz Europa ist dies einzigartig, hier am Westrand des Böhmischen Massivs - in der Saxothuringische Zone der Varisziden (375-330 Mio. J.) begrenzt von der Fränkischen Linie.

… und der Thüringer seinen nordamerikanischen Reichsanzeiger mithält und den afrikanischen Moniteur – Himmel! wenn der ganze Globus schreibt, der Nord- und der Südpol Autor ist und jede Insel Autorin“. 

(Die wundersame Gesellschaft in der Neujahrsnacht. JEAN PAUL).

Im Kambrium (540-495 Ma) wurden die paläozoischen Becken- und Flachwassersedimente vor der Küste Ur-Afrikas (Gondwana) gebildet (500-1000m). Durch einen Vulkanausbruch wurden Fossilien aus dieser Zeit (ca. 500 Mio.) mit Kieselsäure konserviert (Triebenreuth).

Im Ordovizium werden flache  Meeressedimente (Thüringische Fazies) Sandsteine, Tonschiefer und seltener Konglomerate abgelagert und saure Laven aus Vulkaniten steigen empor, während sich das Saxothuringische Terrain von Gondwana löst. Im Flachwasserbereich (Thüringische Fazies) werden die Gesteine der Frauenbach-Formation und die Phycodenschichten gebildet, die Gräfenthaler Schichten folgen mit dem Griffelschiefer und dem Hauptquarzit. Im Tiefwasserbereich (Bayerische Fazies) kommen kleinere Ablagerungen des Leimitzschiefers mit seinen weltbekannten Fossilien aus dem Untertremadoc vor und es folgt die mächtige Sedimentation der Randschiefer-Formation (Bayerische Fazies) und den Erzhorizonten (Schwarzenbacher-Serie) - vor über 450 Mio. J. am Südpol unter einer vereisten Landschaft. Diabase durchbrechen tw. diese Gesteine. Der „Döbrasandstein“, ein harter, brauner Sandstein und die Lederschiefer werden gebildet. („Gräfenthaler Horst“. Geol. Großstruktur Ludwigstadt).

Vom Silur bis zum Unterkarbon werden unter sauerstofffreien (anoxische) Sedimentationbedingungen die tonigen und sandigen Sedimente geschüttet, die die Untere Graptholitenschiefer-Formation (n. neueren Einteilungen, werden die Ockerkalk-Formationen (420 Mio.J.) als Äquivalent angesehen) mit ihren Alaun- und Kieselschiefer bilden. Eine Annäherung an die beiden Fazies beginnt. Kalksteine, sog. Knollenkalke werden gebildet (Ockerkalk, Orthoceratenkalke).

Dunkle Tonschiefer, Tentculitenkalk- und schiefer werden auf untiefenartigen Schwellen abgelagert und wieder von Vulkaniten (Diabasen) durchbrochen. 

Erkenntnisse in der Paläontologie und Geologie die auch nach 200 Jahren noch gelten.

Kalkknollenschiefer und Flaserkalke folgen, wie der „Wallenfelser Marmor“ und die Kohlenkalke. Mächtige Gesteinsblöcke werden durch Erdbeben gelöst und rauschen in die Tiefen. Tsumamis beherrschen das Meer unter dem Donnern der eindringenden Vulkanite (Diabas) im damaligen „Ozeanischen Rücken“ unter dem Zischen der im Meer entstehenden Kissenlaven (Pillow). Eine Vielzahl an Trümmergesteinen (Brekzien) und Schotter (Konglomerate) entstanden zu dieser Zeit. Nach einer Anhebung des Meeresbeckens werden bis ins Obere Karbon die Gesteine tw. gefaltet, Schlamm- und Schuttströme (Turbidite) wechseln mit Grauwacken und Tonschiefern und Konglomeraten (Wurstkonglomerate) ab. Die wirtschaftlich so bedeutenden Dachschiefer stammen aus dem Karbon. 

Der Frankenwald wird gehoben und wird Festland. In diesem Übergangsbereich Oberkarbon-Perm wird das  „Schwarze Gold“ der Küstensümpfe zusammengeschwemmt: Die Stockheimer Steinkohle, die bereits seit 1756 (belegt; whs. schon früher; REITSCH seit 1582) abgebaut wurde. Die Reste des Abtragungsschutts des Variskischen Gebirges zeugen in der Zeit des Perm (Rotliegend), als Franken am Äquator lag, mit seinen Schuttströmen aus dem Variskischen Gebirge von der Kraft der Erosion. Sie liegen im dreigeteilten Rotliegendbecken im W des Frankenwaldes. In Klüften drangen hydrothermale Lösungen ein und Flussspatlagerstätten entstanden.

Die vulkanischen Phasen fanden ihren Abschluss und das Zechsteinmeer überspült die Landschaft in die nunmehr eingeebneten Varisziden ins Germanische Becken. Sedimente der Trias (Buntsandstein/Muschelkalk/Keuper) und des Jura bedeckten den Frankenwald (ca. 1000-1500m). Durch die Hebung ab der Kreidezeit wurden die alter Störungslinien im Zuge der beginnenden Alpenbildung wieder reaktiviert (Fränkische Linie 1000 bis 3000m?). Die Gesteine des Zechstein, der Trias und des Jura wurden wieder abgetragen inkl. eines nicht unerheblichen Teils des Grundgebirges (Lydit; etc). Vor 2 Mio. Jahren erfolgt nochmals eine Hebung um ca. 400 m und eine Schotterebene lag vor dem Frankenwald: Die Hochschotter die man bis weit in den Süden verfolgen kann (Lydite des Ur-Main-Schotters z.Bsp. bei Greuth, Nürnberg-Katzwang). 

Eine extrem komplizierte geologische Geschichte, die bis heute noch im „Fluss“ ist.


Bergbau

Wie auch anderswo, wirkt sich die geologische Beschaffenheit auf die Sitten, Gebräuche und die Bauarten der dort lebenden Menschen aus. Spürbar angehoben wurde der Frankenwald im Alttertiär 60 Mio. wobei zahlreiche Erzvorkommen entstanden. Sehr alte Gewinnungsstätten sind die der Lauensteiner Wetzsteine (Phycodenquarzit - Ordovizium-Devon), also Abziehsteine („Wassersteine“) zum Schärfen von Werkzeugen (bereits im frühen Mittelalter wurden diese Steine bis nach Norddeutschland geliefert) aber auch als Mauersteine und Bildhauersteine wurden sie verwendet.

Es ging im ganzen Bezirk Bergbau auf über 200 Schurfen, Gruben und Bergwerke um, allein um Naila waren dies 53! (die ältesten Schlacken wurden auf das Jahr 1000 n.Chr. datiert), auf Kupfer, Eisen, Blei und Silber - phantasievolle Namen begleiten diesen Bergbau: „Wilder Mann“, „König Salome“; „König David“, „Blauer Löw“ usw. in den Bergwerksorten Lichtenberg, Issigau u.a.. 

Am Silberberg wurde Blei gefördert für die Buchdrucker und die bischöflichen Münzen. Die Schlackenreste im Unterlauf der Wilden Rodach reden noch davon: Die „Glückstaala“ werden gerne gesammelt.  Der berühmte Alexander von Humboldt (1792-95) beschäftigte sich, von Bad Steben aus, auch im Frankenwald mit dem Bergbau.

Die Mordlauer Gruben - von denen Otto der Große bereits vor 1000 Jahren Bergleute in den Harz holte, der Friedensgruber und der Rückertsberger Gang bei Lichtenberg mit seinen schönen Malachitkristallen und nicht zu vergessen die St.-Veit-Zeche bei Kupferberg an der Grenze zur Münchberger Masse. Die alten Gruben bei Joditz (Petersgrat) und Siebenhitz boten für manchen Sammler noch schöne Funde.

…“, das durch seinen Marmorbruch bekannt ist, dessen Steine sich durch ihre schöne, rot und weiß geaderte Eisenfarbe großer Beliebtheit erfreuen und schon bei vielen großen Bauwerken Verwendung fanden.“(EBER.1914).

Die Stockheimer Steinkohle wurde auf der „Adam-Friedrich-Grube“-Katharinenzeche bis 1968 abgebaut. „Schwarzer Marmor“ in den Kohlenkalkbrüchen, Diabas für Grundmauern und Schotter, Flaserkalke wie der berühmte „Horwagener Marmor“ - das Deutsch-Rot, das in vielen Bauten als Dekorstein verwendet wurde. Die wohl bekannteste Verwendung fand er in Bayern in der Walhalla bei Donaustauf. Die häufigen Grauwackenvorkommen wurden in den zahllosen Steinbrüchen für Schotterzwecke abgebaut.

„das Land des Blauen Goldes“

Die ganze Region war zeitweise mit dem Abbau des Dach- und Tafelschiefers und der Griffelherstellung beschäftigt. Das letzte Dachschieferbergwerk „Lotharheil“ Süddeutschlands, das noch in Betrieb ist, befindet sich im Frankenwald. Später wurde der Gesteinsstaub auch als Füll- und Zusatzstoff, als Blähschiefer und in verschliffener Form zu allen möglich Gegenständen verarbeitet. Alaun wurde gefördert und die Glas- und Porzellanindustrie war vertreten.


Griffel

„…und die Lebenluft der Freude kann man aus einem Fenster so gut einatmen als im weiten Wald und Himmel.“ 

(Zweite Vorlesung.Selbsterlebensbeschreibung. Jean Paul Richter. 1765-1775).

Die Holzwirtschaft beflügelten die Flößerei (Flößerfluch „Feuje Dunnekeil“) auf der Rodach und der Christbaumhandel verschlug Tannen aus dem Frankenwald bis nach Berlin, wo sie als holsteinische und schleswigsche „Marschtannen“ verkauft wurden. 

„Die Tanne ist sonach die Hauptholzart des Fränkischen Waldes, durch die Natur, durch ihre Nutzbarkeit. Sie gewährt die Zuversicht, dass der ver­altete Fränkische Wald ohne große Op­fer werde zu jugendlicher Kraft zurück­ kehren können“ (Behlen.1846) 

„In meinen jungen Jahren

Hat man mich umgehauen.

Das Meer sollt ich befahren

Und fremde Länder schauen.“


Das notwendige Holz für die Erzschmelzen wurde von den Meiler (bis 100 Ster) der Köhlern erzeugt. 

Bild Kohlstatt im Waldgebiet des Jahres 2017

„…und quellen in der Hölle, einem tiefen Loch bei ungeheuren Felsen und Klippen, zwei frische Säuerlinge, womit der hitzige Hammerbursch und die Bergleut´im anstoßenden Kupfergraben sich laben und abfrischen können, da sonst wenig Gäste zu dieser unfreundlichen Hölle kommen.“

Die mit flüssiger Kohlensäure angereicherten Sauerbrunnen („Calcium-Hydrogencarbonat-Säuerlinge“) um Bad Steben führten zu den Staatlichen Mineral- und Heilquellen. Die „Stahlquellen“ aus dem Höllensprudel der Hölle (und anderswo), ..."wo der er Teufel den Pabst rasiert hat und ein Engel dazu geleuchtet hat!" (Gäste in der Hölle mit den Namen Teufel, Pabst und Engel).


„Bald ist es ganz still! Alles ruht und das Mondlicht überflutet ein Stück ewigen Gottesfriedens!“(EBER.1914).

Hier im Land des „Feuerzaubers des Tannengrüns“ wo der 

Frankenwaldbauer („Wer nix siecht, der glabt nix.“) seit jeher auf die Städter („Wer nix glabt, der sicht nix.“) trifft.


Mit einem herzlichen Gruß aus dem Frankenwald und lassen Sie sich nicht überraschen wenn Sie am Mittag „Gutn Obmd“  hören, die Kirche bereits ab 13.00 Uhr die  „Obmdkergn“ und um 15.00 Uhr die Vesperzeit „halerobmd“ die sonst eigentlich im „Gut Morign“ ist.

Bayerns schönste Geotope im Frankenwald

Galgenberg, Horwagen, Oertelsbruch, Steinachklamm und Stockheimer Steinkohle.




Links


Schiefermuseum Ludwigstadt

Bergbaumuseum, Besucherstollen Kupferberg


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